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Social Media: Die Skepsis wächst

7. Februar 2023

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Je jünger, desto eher informieren sich Menschen über Social Media. Die Nutzung von TikTok, Instagram und Co nimmt weltweit weiter zu. Während die Zugriffe weiter wachsen, verändert sich die Haltung der User zu den sozialen Medien: Die Kehrseiten wie Hate Speech und eine aggressive Tonalität stoßen immer mehr ab. Eine aktuelle Studie kommt sogar zu der Aussage, dass nicht wenige Menschen überlegen, sich aus den sozialen Medien zurückzuziehen.

YouTube, Instagram, TikTok und Co haben sich vor allem für die Generation Z als Informationskanäle fest etabliert. Sie werden von jenen, die zwischen 1995 und 2010 geboren sind, häufig auch nebenbei konsumiert, wie der BLM-Beitrag „Make Social Media a better place“ dem Vielfalts­bericht der Medienanstalten 2022 entnimmt.

Nun nimmt sich eine Studie die Haltung gegenüber sozialen Medien vor. Das Meinungsforschungsinstitut YouGov hat im Auftrag des Versicherers AXA eine repräsentative Studie zu guten Vorsätzen und der Nutzung von sozialen Medien im Januar durchgeführt. 2045 Personen wurden dabei repräsentativ nach Geschlecht und Region für die Bevölkerung ab 18 Jahren online befragt.

Die Kernergebnisse deuten auf mehr Digital Detox hin: Jede:r Fünfte nimmt sich demnach für 2023 vor, weniger Zeit am Bildschirm zu verbringen. Insbesondere für jüngere Generationen sei Social Media „der ausschlaggebende Faktor zum Wunsch auf Distanz zum Screen“. Und: „Anfeindungen und unerwünschter Empfang sexualisierter Inhalte gehören für junge Erwachsene in Deutschland zum Alltag“, heißt es in dem Werk.


Die Ergebnisse im Überblick:
  • Digital Detox wird überdacht.
    Jede:r fünfte Befragte (20 Prozent) möchte weniger Zeit am Bildschirm verbringen und acht Prozent möchten sogar zeitweise komplett auf die Nutzung digitaler Endgeräte verzichten und einen „Digital Detox" einlegen.

  • Der Ton ist oft zu rau.
    In sozialen Medien angefeindet wurde gut jede:r vierte Erwachsene unter 25 Jahren (26 Prozent) schon einmal. „Fast die Hälfte aller Befragten (42 Prozent) sagt, dass der Ton in sozialen Medien in den vergangenen zwölf Monaten rauer geworden ist“, heißt es weiter in dem Werk. Das würden auch unter 25-Jährige bestätigen; in dieser Zielgruppe ist es jede:r Dritte (34 Prozent).

  • Die Grenzen fallen.
    Besonders betroffen seien die unter 25-Jährigen bei der ungewollten Konfrontation mit sexualisierten Inhalten, heißt es. „40 Prozent von ihnen geben an, bereits ungefragt sexualisierten Content erhalten zu haben.“ Über alle Altersgruppen hinweg hat demnach jede:r vierte Deutsche (26 Prozent) bereits sexualisierte Inhalte empfangen, ohne danach gefragt zu haben.

  • Die Haltung gegenüber Social Media verändert sich.
    Unter den 25- bis 34-Jährigen stimmte bei der Befragung durch YouGov rund die Hälfte (46 Prozent) der Aussage zu, schon einmal mit dem Gedanken gespielt zu haben, sich aus den sozialen Medien zurückzuziehen. In Deutschland liege die Zustimmung insgesamt bei 36 Prozent.

  • Es gibt eindeutige Geschlechterunterschiede.
    Rund jede:r Dritte (32 Prozent) genießt es dem Werk zufolge, im Internet anonym unterwegs sein zu können. Doch seien es deutlich mehr Männer (37 Prozent) als Frauen (29 Prozent), die der Aussage zustimmen. Auch haben sich mehr Männer (18 Prozent) als Frauen (11 Prozent) mindestens ein Fake-Profil angelegt.
    Sogar doppelt so viele Männer (18 Prozent) wie Frauen (9 Prozent) schauen sich gezielt Inhalte in sozialen Medien an, "um sich über andere lustig zu machen“, arbeitet die Studie weitere geschlechterspezifische Unterschiede im Verhalten heraus.

  • Die Hemmschwelle ist im Netz geringer.
    Rund jede:r Zehnte (12 Prozent) gibt in der Befragung zu, schon einmal schlechte Laune in sozialen Medien kanalisiert zu haben. Ein ebenso großer Anteil gesteht demnach, „sich zu negativen Kommentaren verleiten oder in Gespräche ziehen zu lassen, die sie oder er im realen Leben gar nicht führen würde“, wie es heißt. Hier sind es insbesondere die unter 35-Jährigen, unter denen fast jede:r Vierte (23 Prozent) dieser Aussage zustimmt.

Die Anonymität in sozialen Netzwerken sei Fluch und Segen zugleich, ordnet Psychotherapeutin Dr. Deniz Kirschbaum die Studienergebnisse ein. Sie berät neben der Behandlung eigener Patient:innen Unternehmen in allen Fragen rund um psychische Gesundheit und Entwicklungen. Viele Menschen würden eine Scheinwelt entwickeln, in der alles „wunderschön und perfekt“ sei.

Aber: „Auch die Hemmschwelle, andere negativ zu bewerten, ist im Internet deutlich geringer“, wird die Fachfrau in der Studie zitiert. So fühlten sich manche besser, mutiger oder überlegener und machten sich gleichsam durch ein Fake-Profil nicht persönlich angreifbar. In einigen Fällen könne, warnt Kirschbaum, das Gefühl der Unantastbarkeit sogar bis hin zu „Hate Speech“ führen.

Zugleich weist Kirschbaum auf die Gefahr eines Gewöhnungseffekts hin; die Mehrheit der jüngeren Erwachsenen sei „unausweichlich“ mit sozialen Medien aufgewachsen. „In diesem Rahmen erfährt sie auch Inhalte wie Hass, Mobbing oder auch sexualisierte unerwünschte Inhalte. Dieser unterschwellige negative Einfluss wird von jungen Erwachsenen in Teilen als „normal“ betrachtet“, erklärt sie.

Das Ausmaß dieser Inhalte werde oft unterschätzt, erst eine höhere Potenzierung werde überhaupt wahrgenommen. So sei es nur logisch, dass eher diese Generation den Wunsch verspürt, sich auch einmal vom Social Web zu entfernen, betont die Psychotherapeutin.

 

Was tut die Aufsicht?

Die Skepsis gegenüber sozialen Medien und ihren Inhalten wächst nachweislich. Sorge macht die Entwicklung bereits seit einigen Jahren der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM). 

Zum einen machen sich die Münchner Medienwächter seit geraumer Zeit für eine altersgerechte Prävention stark. Zum anderen hat die BLM bereits 2019 zusammen mit dem Bayerischen Justizministerium die Initiative "Justiz und Medien – konsequent gegen Hass" ins Leben gerufen. Dort können Medienunternehmen Hasskriminalität zur Anzeige bringen. Inzwischen wird in einer Partnerschaft mit Großbritannien auch KI im Kampf gegen Hass und Hetze im Netz eingesetzt.

Den Betreibern von Social-Media-Plattformen legt nun auch die EU-Kommission Daumenschrauben an: Twitter und TikTok droht ein Verbot, wenn sie sich künftig nicht an den Digital Services Act halten. Ab September müssen die Betreiber nach Wunsch der Kommissare unter anderem mehr Content-Moderatorinnen beschäftigen und sicherstellen, dass ihre Algorithmen keine Fake News fördern.

Bei Verstoß droht ein hohes Bußgeld von bis zu sechs Prozent des globalen Jahresumsatzes. Die Abschaltung in der EU wird als Szenario in Aussicht gestellt, sollten die Verstößen anhalten.

Die Öffentlich-Rechtlichen wollen übrigens das Heft selbst in die Hand zu nehmen: Das ZDF startet mit den Kolleg:innen der CBC aus Kanada, der schweizerischen SRG SSR sowie Belgiens RTBF das Forschungs­projekt "Public Spaces Incubator". Ziel ist, "bürgerliches Engagement und den demokratischen Diskurs im digitalen Raum abseits von Hass­kommentaren und zunehmender Des­information zu ermöglichen".

ZDF-Intendant Norbert Himmler sagt, den für die Demokratie wichtigen gesell­schaftliche Dialog "dürfen wir nicht den amerikanischen Groß­platt­formen überlassen". Es könnte also am Ende eine Alternative zu privat kontrollierten sozialen Medien wie Facebook oder Twitter entstehen. Weiterer Kooperationspartner ist die gemein­nützige Organisation New Public.

 


 Die Zusammenfassungen wichtiger Panel-Diskussionen sowie Bildmaterial der 36. MEDIENTAGE MÜNCHEN stehen in der Mediathek der Medientage-Homepage und auch im Blog der Medientage bereit.

MTM22-Gipfel-Abspannbild

Die Medienthemen können auch gehört werden: 
im Podcast der Medientage München.

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