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Wie KI im TV mehr Freiraum schafft

27. Mai 2024

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Das Team des privaten Regionalsenders STUDIO 47 in Duisburg spannt Kolleg:in KI bereits stark ein: Gleich drei selbst entwickelte Tools hat das Team um Chefredakteur und Studioleiter Sascha Devigne in den vergangenen zwölf Monaten in die tägliche Arbeit integriert. Ob vollautomatisierte Newscast-Produktion, KI-gesteuerte redaktionelle Abläufe oder Avatare der Moderator:innen on Air: Wie STUDIO 47 Arbeitsabläufe nach klaren journalistischen Regeln in der KI-Ära neu aufsetzt, wird Devigne bei einer Masterclass im Rahmen der LOKALRUNDFUNKTAGE 2024 in Nürnberg vermitteln. Vorab gibt er im Interview einen Einblick in den "neuen" Redaktionsalltag des Duisburger Senders.

 

Das "Ob KI?" stellt sich bei STUDIO 47 schon lange nicht mehr, vielmehr sollten wir fragen. "Welche KI kommt nach BotCast, ClipSense und NewsHub denn noch aus Eurem Haus?“

Die nächsten sechs bis acht Wochen werden wir erst einmal unseren Neustart NewsHub sehr genau beobachten. Was wir als nächstes planen: Wir wollen die Avatare unserer Moderator:innen, die wir für Nachrichtensendungen bereits einsetzen, trainieren. Die digitalen Kolleg:innen sollen künftig dazu in der Lage sein, auch inhaltliche Interviews zu führen mit Gesprächsgästen, die wir per Videocall zuschalten. Die ersten Testläufe haben wir gestartet.

Letztlich sollen unsere Avatare nach einem redaktionellen Briefing dazu in der Lage sein, nicht nur den Fragenkatalog von eins bis zehn durchzugehen, sondern auch auf die Aussagen der Gesprächspartner:innen einzugehen und ihre Fragestellung dynamisch dem Interviewverlauf anzupassen.

 

Diverse Studien gehen darauf ein, dass die Menschen gegenüber KI-Generiertem Vorbehalte haben, gerade wenn klassische Medien der Absender sind. Wie geht Ihr damit um?

Zunächst einmal setzen wir bekannte Gesichter ein wie unseren CvD Jan. Er hat bereits vor der KI unsere Nachrichtensendungen regelmäßig moderiert und ist beim Publikum beliebt. Ich würde nach den Reaktionen aus den ersten Wochen sagen, dass zwei Drittel der Leute den Einsatz von Jans Avatar supercool finden; man bemerke es eigentlich gar nicht, bekommen wir als Rückmeldung. Etwa ein Drittel sagt: "Na ja, gucken wir mal" oder "Echte Menschen sind besser".

Unsere Erfahrungen aus der Praxis decken sich mit den Ergebnissen einer LfM-Studie zum Einsatz von KI im Journalismus. Dabei wurde deutlich, dass die Leute KI-Generiertes akzeptieren, wenn man es klar kennzeichnet. Daneben wurde eine Art Blindtest gemacht und den Probanden abwechselnd immer eine echte Moderation und eine Avatar-Moderation gezeigt.

Den Unterschied konnten die Teilnehmenden nicht zuverlässig identifizieren.

Nur 29 Prozent erkannten die KI-gesteuerte Moderation im Beitrag. Gleichzeitig dachten im zweiten Beitrag 23 Prozent der Befragten, der echte Moderator sei ein Avatar. Und 31 Prozent waren sich nicht sicher. Ein interessanter Effekt ist auch, dass die Menschen dem Avatar tatsächlich höhere Werte bei Sympathie, bei Kompetenz und bei Verständlichkeit zusprachen. 

 

Du hast erwähnt, dass KI für die Redaktion so etwas wie eine "Geschirrspülmaschine" ist. Was meinst du damit?

Früher hast du am Spülbecken gestanden und Fettränder von Hand runtergeschrubbt, obwohl du keinen Nerv dazu hattest. Es gibt ganz wenige Leute wie meinen Onkel Werner, die das heute noch gern und freiwillig machen. Das muss wohl etwas Meditatives für ihn sein. Doch die allermeisten Leute finden Handspülen eher lästig und würden die Zeit lieber mit etwas Sinnvollerem verbringen; diesen Freiraum verschafft ihnen die Geschirrspülmaschine.

KI und gerade unsere Tools, die wir entwickeln, sorgen ebenfalls dafür, dass lästige Arbeit wegfällt.

Wir könnten viele Jobs zwar händisch erledigen, es würde aber länger dauern und wir würden von anderen Sachen abgehalten. Am Ende des Tages kommen wir zu keinem besseren Ergebnis, sondern müssen womöglich noch nachpolieren.

Nehmen wir Jan, der gestern um 18 Uhr von seinem Avatar bei der Moderation ersetzt wurde: So musste er seinen Job als CvD nicht unterbrechen, um sich spätestens ab 17 Uhr auf die Sendung vorzubereiten. Für Mitglieder unseres kleinen Teams bedeutet der Einsatz von KI, zwei Stunden pro Tag zusätzlichen Freiraum zu haben.

 

Meinst du damit "Freiräume für besseren Journalismus" – kannst du Beispiele nennen?

In der Regel arbeiten wir in kleinen Teams in den lokalen TV-Redaktionen immer auf die Hauptsendung um 18:00 Uhr hin, weil das unsere Primetime ist. Auf der Strecke bleiben gern mal die Zeiten vor und nach der Hauptsendezeit. Doch aus unseren Messungen wissen wir, dass wir beispielsweise auch nachmittags um 15:00 Uhr im weitesten Seherkreis relevante Reichweiten haben. Um die 30.000 Zuschauer:innen bei der Stundenreichweite sind für ein lokales Medium ganz ordentlich. Diese können wir ab sofort mit aktuellen Inhalten bedienen und nicht mehr nur mit Wiederholungen.

Das schaffen wir, weil wir mit KI Nachrichten schneller umsetzen können.

Zudem können wir mehr Slots innerhalb der Primetime bedienen und müssen nicht mehr stundenweise unser Programm wiederholen. Wir können mithilfe von KI 30-minütige Aktualisierungen liefern, indem wir Nachrichten schneller austauschen und Sendungen modular zusammenbauen. Und das ganz ohne Mehrkosten beim Personal.

 

Ich habt in der Senderspitze schon viele Erfahrungen mit KI gesammelt. Wie vermittelt Ihr dieses Wissen im Team und beim Nachwuchs?

Grundsätzlich arbeiten wir hier bei STUDIO 47 sehr praxisnah. Feedback aus der Redaktion ins Entwicklerteam ist generell immer möglich.

Zusätzlich nutzen wir bestimmte wiederkehrende Formate wie regelmäßige Workshops und unseren wöchentlichen Jour-fixe. Bei diesem Redaktionsmeeting geht es weniger um redaktionell inhaltliche Themen, sondern um Organisatorisches oder technische Fragen. Der Termin ist ein Treffpunkt für uns, um auf KI zu blicken und darauf, wie wir unsere Tools einsetzen.

Eigentlich sind wir inzwischen so eine Art Testlabor – und was unsere Volos vorschlagen, wird in der Regel auch umgesetzt.

 

Zur Person:
Sascha Devigne wirkt als Chefredakteur und Studioleiter des NRW-Regionalsenders STUDIO 47. Nach seinem Studium der Anglistik und Germanistik war Sascha Devigne unter anderem für die Rheinische Post in Düsseldorf tätig und volontierte beim Deutschen Ärzte Verlag in Köln.
Er gehört zur Jury des NRW-Bürgermedienpreises und kuratiert die Online-Akademie für lokalen TV-Journalismus. Devigne ist Mitglied des Fachbeirats Kommunikation & Wirtschaft der IST-Hochschule für Management sowie des Themenforums Medien der Ruhr-Konferenz. Im Jahr 2013 wurde der Chefredakteur von STUDIO 47 mit dem Deutschen Regionalfernsehpreis ausgezeichnet.

 


Der diesjährige Termin für das Klassentreffen des lokalen und regionalen Rundfunks steht: Am 25. und 26. Juni finden die LOKALRUNDFUNKTAGE 2024 im NCC Mitte NürnbergMesse statt. Am Mittwoch stehen Masterclasses auf dem Programm:  Interessierte können sich unter anderem über "Einsatz und Nutzen von KI im Lokal-TV" informieren. STUDIO-47-Manager Sascha Devigne wird in dieser Masterclass demonstrieren, wie passende Tools gerade in kleinen Sendern die Arbeit sinnvoll unterstützen können.

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Interessiert an weiteren Themen? Dann steht der Blog der Medientage für Euch bereit. Die Medienthemen können auch gehört werden: im Podcast der Medientage München. 

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