Für deutsche Führungskräfte sind vertrauenswürdige Nachrichten- und Wirtschaftsmedien von großer Bedeutung. Über 1000 befragte Entscheider:innen in Wirtschaft und Verwaltung machen in einer Unterstichprobe zur diesjährigen LAE deutlich, dass sie etablierte und vertrauenswürdige Printmarken für aktuelle Information und Meinungsbildung schätzen. 2024 zeichnet sich indes in der jährlichen Analyse ab, dass auch in den Chefebenen das Vertrauen in Medien generell sinkt, soziale Netzwerke sehr kritisch gesehen werden und das Kennzeichnen von KI-Generiertem als wichtig angesehen wird.
In deutschen Chefetagen aus Wirtschaft und Verwaltung wird das gedruckte Wort hoch geschätzt. Aus einer Unterstichprobe aus den jährlich stattfindenden Befragungen zur Leseranalyse Entscheidungsträger in Wirtschaft und Verwaltung (LAE 2024) geht hervor, dass für 98 Prozent der Führungskräfte Informationen aus Nachrichten- und Wirtschaftsmedien wichtig sind. 65 Prozent finden sie demnach „sehr wichtig“.
Dabei gehe es vor allem um Themen wie Wissenserweiterung, unabhängige Meinungsbildung und die Voraussetzung dafür, „mitreden zu können“, heißt es in einer Mitteilung. Anregungen seien ebenfalls wichtig.
Was Führungskräfte über Medien denken:
- Vertrauen ist der oberste Wert, wenn es um Medienberichterstattung geht. Dabei gehe es für Führungskräfte auch um „Gründlichkeit, um Hintergründe und Zusammenhänge“. Dabei helfe die Information aus unterschiedlichen Informationsquellen, so die LAE-Auswertung.
- Die Entscheidenden nehmen laut LAE allerdings eine zunehmend kritischere Einstellung gegenüber Medien wahr. 69 Prozent meinen demnach, das Vertrauen in Medien habe im vergangenen Jahr abgenommen. „Für sich selbst sieht die Mehrheit der Führungskräfte ein gleichbleibendes (52 Prozent) oder zunehmendes (2 Prozent) Vertrauen in die Medienlandschaft und 45 Prozent ein abnehmendes“, heißt es in der Studie. Nach den Gründen sinkenden Vertrauens gefragt, würden viele eine einseitige, nicht ausgewogene Berichtserstattung nennen. Außerdem zu viele „Fake News“ sowie „zu viel Meinung im Gegensatz zu Fakten“.
- Social Media steht dagegen an letzter Stelle in der Vertrauensliste abgefragter Medienangebote. In der LAE-Mitteilung heißt es: „Kaum jemand findet sie auch nur ein wenig vertrauenswürdig. Dies ist ein sehr eindeutiges Ergebnis.“
- Dagegen gibt es laut LAE „erwartbar hohe Vertrauenswerte für Fachmedien jeder Art“.
- Demnach erfreuen sich auch die Nachrichten- und Wirtschaftsinformationen überregionaler Tages- und Wochenzeitungen, inklusive ihrer digitalen Angebote, hoher Vertrauenspotenziale (86 Prozent sehr oder eher vertrauenswürdig). In ähnlicher Weise gelte dies auch für Angebote regionaler Tageszeitungen (81 Prozent) und für Nachrichten- und Wirtschaftsmagazine (81 Prozent), egal ob gedruckt oder digital verbreitet.
- Ein Fazit lautet: „Neben Kritik im Detail und einem generell zunehmenden Skeptizismus gibt es generell ein relativ hohes Vertrauen in etablierte Medien im Kontext von Nachrichten, Politik und Wirtschaft.“
- Die neuen Möglichkeiten, Artikel mit künstlicher Intelligenz zu erzeugen oder zu bearbeiten (Stichwort „Gen AI“), werden bei den LAE-Befragten „überwiegend kritisch gesehen“, heißt es. Über die Hälfte der Befragten (52 Prozent) möchte solche Artikel demnach „gar nicht lesen, schon gar nicht im Umfeld von Politik und Wirtschaft (57 Prozent)“.
- Bei KI-generierten Inhalten fehlt den Befragten „Vertrauen und die menschliche Komponente, man sieht die Gefahren von fehlender Kontrolle und Transparenz“. Insofern sei es nicht verwunderlich, „dass 98 Prozent der Führungskräfte eine Kennzeichnungspflicht für KI-geschriebene Artikel wichtig finden“, teilt der Verband hinter der LAE weiter mit.
Bereits seit 1975 werden mit der Leseranalyse Entscheidungsträger in Wirtschaft und Verwaltung e.V. Daten zu einer wichtigen Zielgruppe erhoben. Die LAE gilt als Leitanalyse zur Mediennutzung von Menschen in Chefetagen, die für Werbungtreibende und Mediaagenturen relevant ist. Für eine Unterstichprobe aus den jährlich stattfindenden Befragungen zur LAE wurden Ende April und Anfang Mai 1051 Personen aus den Gruppen Selbstständige, Leitende Angestellte und Beamte von den Marktforschungsinstituten Immediate, IFAK und forsa befragt.
Zeitungen "unverzichtbar für demokratische Meinungsbildung"
Die zentrale Rolle regionaler Tageszeitungen für die Meinungsbildung in allen Zielgruppen unterstrich erst Mitte Mai die achte Ausgabe der Studie „Zeitungsfacetten 2024“ des Vermarkters Score Media Group. Laut der Analyse werden regionale Blätter (immer noch) intensiv genutzt. 64 Prozent der Deutschen lesen demnach regelmäßig eine regionale Tageszeitung, wobei die digitalen Angebote zunehmend an Bedeutung gewinnen.
Die Studie unterstreicht zudem: 61 Prozent der Befragten betrachten diese Medien als unverzichtbar für die demokratische Meinungsbildung und 63 Prozent sehen in ihnen einen wichtigen Beitrag zur freien Meinungsbildung.
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